Bandscheibenvorfälle – Faktencheck

Erzählungen, Berichte und auch Mythen gibt es viele über Bandscheibenvorfälle. Doch was steckt wirklich dahinter? Was sind die Auswirkungen und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Bandscheiben befinden sich zwischen den knöchernen Wirbelkörpern im Rücken. Dabei erfüllen Bandscheiben ähnliche Aufgaben wie andere Gelenksknorpel im Körper. Bandscheiben sollen das Gewicht bzw. den Druck übertragen, Stöße absorbieren und auch das Bewegungsausmaß zwischen den Wirbelkörpern begrenzen. Um diese Funktionen erfüllen zu können, bestehen Bandscheiben im Inneren aus einem gallertartigen Kern (Nucleus Pulposus), der für die Druckverteilung zuständig ist. Und außen bestehen Bandscheiben aus Faserringen  (Anulus Fibrosus) für die Begrenzung der Bewegungen. Im Zusammenspiel mit dem Nucleus Pulposus sorgen die Faserringe für eine Absorption von Stößen und Belastung.

Bandscheibenvorfälle

Bei Bandscheibenvorfällen entstehen Schäden am Faserring und der Kern tritt zum Teil aus. Man kann unterscheiden, ob nur eine Vorwölbung des Ringes besteht (Discus Protrusion), der Kern bereits Austritt (Discus Prolaps) oder ein Teil des Austritts sich ablöst (Sequester). Das Problem an diesem mehr oder weniger starken Austritt ist, dass sich direkt daneben die Nerven der Wirbelsäule liegen. Diese Platzeinengung kann dann infolge die Schmerzen und Symptome auslösen.

Mythos: Jeder Bandscheibenvorfall ist schlimm

Ganz klar ein Mythos! Bei Untersuchungen an gesunden Personen konnten in 20 – 30 % der unter 60-Jährigen und in über 60 % der > 60-Jährigen (Jensen et al., 1994) Bandscheibenvorfälle in Bildgebendenverfahren festgestellt werden. Wenn derart viele Personen mit einem Bandscheibenvorfall normal leben können, kann nicht jeder Bandscheibenvorfall schlimm sein. Wie so oft kommt es immer auf den Einzelfall an. Natürlich gibt es aber auch schwerer wiegende Bandscheibenvorfälle. In manchen Fällen werden wichtige Nerven so stark komprimiert, dass Muskeln nicht mehr arbeiten können und es zur Harnblasenentleerung kommt. In diesen Fällen muss sofort ein Arzt aufgesucht werden!

Mythos: Risikofaktoren

Vermutungen über mögliche Risikofaktoren gibt es viele. Doch wirklich eindeutig belegt sind nur ein paar. Zu den nachgewiesenen Risikofaktoren zählen: Rauchen, Diabetes Mellitus und Bandscheiben-Vorschädigungen (Huang et al., 2014; Li et al., 2018). Übergewicht und körperliche Beanspruchung wird immer wieder vermutet, konnte aber in einer Übersichtsarbeit über alle vorhandene Studien zu wiederkehrenden Bandscheibenvorfällen nicht festgestellt werden (Huang et al., 2014). Den Rücken über alle Maßen zu beanspruchen und Übergewicht empfehlen wir trotzdem nicht. Da auch die Frage ist, ob die zwei Risikofaktoren nur noch nicht nachgewiesen werden konnten, oder Übergewicht und Beanspruchung keine Rolle spielen.

Mythos: Bandscheibenvorfälle müssen immer behandelt werden

Gleich vorneweg: Schwer wiegende Störungen (Muskelausfällen, Blasenentleerungen) stellen eine Indikation für eine Operation dar. Milde Verläufe müssen nicht operativ behandelt werden. In einigen Fällen reicht eine konservative Behandlung (Füeßl, 2016) bzw. gehen der Schmerz und die anderen Auswirkungen auch von alleine wieder zurück. Deswegen sollte gut abgewogen werden, ob sich das Risiko einer Operation auch lohnt.
Mehr zu den Behandlungsmöglichkeiten im Blogbeitrag nächste Woche! 🙂

 

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2 Kommentare zu „Bandscheibenvorfälle – Faktencheck“

  1. Pingback: Physiotherapie bei Bandscheibenvorfällen - Tele Reha

  2. Pingback: Physiotherapie bei Bandscheibenvorfällen – Skoliose Netzwerk Österreich – SNÖ

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